Aus Alt mach Neu – Post-Consumer-Kunststoffe erobern den heimischen Garten
ABS-Einsaprung
PC/ABS-Einsparung
PP-Einsparung
CO2e-Einsparung
Die Gardena GmbH hat für eine neue Produktlinie einen Weg gefunden, den Einsatz von recyceltem Material zu maximieren. Besonders hervorzuheben ist, dass für die Kunststoffteile Material eingesetzt wird, das aus dem gelben Sack zurückgewonnen wurde. Beim Einsatz in langlebigen Produkten spricht man von Upcycling, bei dem sowohl Neumaterial als auch die Energie für die Herstellung eingespart werden.
Die GARDENA GmbH mit Sitz in Ulm ist ein Hersteller intelligenter Produkte und Systeme für die Gartenpflege mit weltweiter Distribution. Das Angebot erstreckt sich über Bewässerung, Rasenpflege, Baum- und Strauchpflege bis hin zur Bodenbearbeitung. Ein Unternehmensziel von GARDENA ist der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen und die Einführung der Kreislaufwirtschaft in ihren Produktionsprozessen.
GARDENA stellt hochwertige Kunststoffprodukte für den Einsatz im Garten und somit in der Natur her. Das Ziel war es, eine neue Produktlinie, die GARDENA EcoLine, auf der Basis bestehender Bestseller einzuführen, die den gewohnten hohen Produktanforderungen hinsichtlich Qualität, Lebensdauer und Designsprache gerecht wird. Die Referenzprodukte sind mit langen Garantiezeiten von bis zu 25 Jahren ausgestattet, die auch für die neue Produktlinie gelten sollten. Gleichzeitig sollten der Anteil an Recyclingmaterial so hoch wie möglich sein und bereits vorhandene Kunststoffspritzprozesse und Werkzeuge weiterhin genutzt werden.
GARDENA hat ein eigenständiges Projektteam ins Leben gerufen, welches die Machbarkeit, Herstellbarkeit und Qualitätsansprüche untersuchen sollte. In diesem Prozess wurden ausgewählte Produkte für die neue Linie ausgesucht und derart umgestaltet als wären sie eine komplette Neuentwicklung. Dieser Prozess stellt einen bedeutend höheren Aufwand dar als bei herkömmlichen Produktadaptionen.
Das Team setzte sich das Ziel, bereits auf dem Markt vorhandene Kunststoffabfälle in Form von Recycling-Granulaten zu verwenden. Die Verwendung von Post-Consumer-Kunststoffen des Gelben Sacks stellte dabei nicht die einfachste, aber eine ressourceneffiziente und nachhaltige Möglichkeit der Kreislaufführung dar.
Die Maßnahme wird zunächst in einer neuen Produktreihe umgesetzt, wodurch Kunden sich für das nachhaltigere Produkt in gewohnter Qualität und Funktionalität entscheiden können.
GARDENA hat über zwei Jahre lang an der Produktlinie EcoLine getüftelt. Es waren aufwendige Laboruntersuchungen, Experimente und die Anfertigung von Prototypen notwendig, um den Rohstoff identifizieren zu können, der den Ansprüchen von GARDENA gerecht wird. Hierzu wurden zunächst die am Markt verfügbaren hochwertigen Post-Consumer-Rezyklate gescreent und auf Verwendbarkeit getestet. Diese Testergebnisse wurden mit den Lieferanten immer wieder geteilt und die Ausgangsmaterialien wurden überarbeitet. Ferner haben mehrere externe Prozessexperten das Projekt begleitet. Zu den Herausforderungen, die in der Verarbeitung überwunden werden mussten, zählten beispielsweise Geruchsbelastung oder Ultraschallverschweißung.
Die Kunststoffelemente der neuen Produktlinie bestehen zwischen 65 % und 90 % aus recycelten Post-Consumer-Kunststoffen und Post-Industrial-Kunststoffen. Die Menge variiert je nach Produkt und Einsatz. Nur bei besonders kritischen Bauteilen, die hohen Belastungen ausgesetzt werden, sind Anteile an neuwertigen Kunststoffen beigemischt. GARDENA setzt auf Transparenz bei den Materialien. Die jeweils verarbeiteten Sekundärmaterialanteile können jederzeit eingesehen werden.
Des Weiteren bestehen die eingesetzten Metalle aus bis zu 80 % recyceltem Material. Der rostfreie Edelstahl entspricht dabei der gleichen Qualität und Bruchsicherheit wie das Äquivalent in der herkömmlichen Produktlinie.
Die Schließung des Wertstoffkreises auf der Entsorgungsseite stellt zusätzliche Herausforderungen dar, da es in Deutschland derzeit kein einheitliches Entsorgungssystem für Produkte gibt, bei denen es sich nicht um Elektroprodukte handelt. Produkte aus einem Metall-Kunststoff-Verbund können grundsätzlich als Altmetall entsorgt werden. Dabei geht der Kunststoffanteil allerdings für die Wiederverwertung verloren. Nach einer garantierten Produktnutzungsdauer von bis zu 25 Jahren ist dieser Kunststoff jedoch in seiner Struktur ohnehin bereits so geschädigt, dass ein Recycling kaum mehr möglich ist. Reine Kunststoffprodukte können je nach Kommune in der gelben Tonne oder einem Wertstoffhof entsorgt werden, wo sie der Wiederverwertung zugeführt werden.
Bei der Umsetzung der Maßnahme können vor allem Einsparungen im Vergleich zur herkömmlichen Produktreihe in Betracht gezogen werden. Bei den Kunststoffen wird eine Materialsubstitution von bis zu 80 % je eingesetztem Kunststoff erreicht. An Primärkunststoffen können jährlich rund 15 t ABS, 10 t PC/ABS und 15 t PP eingespart werden. Zudem werden jährlich etwa 19 t recyceltes Metall anstelle von Primärmetall eingesetzt. Die Reduktion der Primärkunststoffe in der neuen Produktlinie ergibt eine jährliche Einsparung an Treibhausgasemissionen in Höhe von 154 t CO2e. Bezogen auf die einzelnen Kunststoffarten ergeben sich folgende Einsparungen: ABS 64 t CO2e, PC/ABS 61 t CO2e, PP 29 t CO2e.
Es ist nicht einfach, aus Post-Consumer-Kunststoffen neue gleichwertige Produkte herzustellen, aber es ist möglich, wie GARDENA mit ihrem Beispiel zeigt. Große Vorurteile bei den Prozessbeteiligten gegenüber dem Einsatz von Rezyklaten konnten durch umfangreiche Praxiserprobungen ausgeräumt werden. Dennoch bleibt die Erkenntnis, dass nach heutigem Stand der Technik noch nicht alle technisch anspruchsvollen Bauteile aus Rezyklaten hergestellt werden können. Auch Farben sind ein großes Thema bei Rezyklaten, da oftmals nur Schwarz angeboten wird. Dieser Herausforderung muss sich das Produktdesign stellen.
Die Akzeptanz der Produkte beim Verbraucher wird ganz entscheidend davon abhängen, dass die Kunden hinsichtlich der Funktionalität und Langlebigkeit keine Kompromisse im Vergleich zu konventionell hergestellten Produkten hinnehmen müssen. Daher hat auch Primärkunststoff bei Produkten, die auf eine lange Lebenszeit von vielen Jahren mit einer hohen Beanspruchung ausgelegt sind, seine Daseinsberechtigung. Auf ihn kann derzeit noch nicht komplett verzichtet werden. Aber wer bereit ist, den entsprechenden Aufwand zu betreiben und die richtigen Anbieter auswählt, die Rezyklate liefern können, die dem hohen Qualitätsanspruch gerecht werden, erhält leistungsfähige Materialien, die zu hohen Anteilen in die Produkte einfließen können, ohne funktionale Kompromisse eingehen zu müssen. Denn auch kritische Herstellungsprozesse sind mit einigen Post-Consumer-Rezyklaten durchaus abbildbar. Zu beachten ist, dass derzeit nicht alle benötigten Kunststoffsorten aus Post-Consumer-Quellen verfügbar sind.
Wenn die neue Produktlinie in Zukunft die herkömmliche Produktlinie ablösen kann, kommt es zu erheblichen Primärmaterialeinsparungen. Erste Absatzprognosen auf Basis der Rückmeldung aus dem Handel zeigen bereits eine höhere Nachfrage, als ursprünglich im Rahmen des Projekts geplant. GARDENA möchte in Zukunft weitere Produkte aus Post-Consumer-Kunststoffen entwickeln, um ihrer strategischen Ausrichtung hin zur Kreislaufwirtschaft Rechnung zu tragen.
Seit der Gründung im Jahre 1961 hat sich GARDENA von einem kleinen Handelsunternehmen für Gartengeräte innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem weltweit angesehenen Hersteller intelligenter Produkte und Systeme für die Gartenpflege entwickelt. Seit dem Jahr 2007 ist GARDENA Mitglied der Husqvarna Group. Mit ihrem Sitz in Ulm in Deutschland ist GARDENA die bevorzugte Gartenmarke für Millionen Haus- und Gartenbesitzer weltweit. GARDENA erreicht dies durch ein komplettes Angebot aller benötigten Produkte, ganz gleich, ob für Bewässerung, Rasenpflege, Baum- und Strauchpflege oder Bodenbearbeitung. All diese Produkte helfen dem passionierten Gärtner seinen Garten zu pflegen. Heute ist GARDENA die führende Marke für hochwertige Gartengeräte in Europa und ist in mehr als 80 Ländern in der ganzen Welt vertreten. In den Werken von GARDENA wird zu 100 % Ökostrom aus erneuerbaren Energiequellen eingesetzt. An den deutschen Standorten bereits seit 2017 und seit diesem Jahr auch weltweit.
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