Fallbeispiel
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Neo 3R – Ein Seil aus Seilen

Entwicklung und Markteinführung eines dynamischen Bergseils aus 50 % recycelten Pre-Consumer-Seilabfällen
31 t/a

CO2-Einsparung

3 t/a

Polyamid

Nach sechs Jahren intensiver Forschung in Zusammenarbeit mit verschiedenen Instituten und staatlichen Förderprogrammen ist es der EDELRID GmbH & Co. KG gelungen, eine Methode zur Herstellung vollwertig zertifizierter Seile aus wiederverwendeten Pre-Consumer-Seilen zu entwickeln. Dadurch können sowohl Neumaterial als auch CO2 eingespart werden und die Klimawirkung reduziert werden.

Das Ziel der EDELRID GmbH & Co. KG ist es, Ideen zu verwirklichen, die eine freie und unbeschwerte Bewegung in der vertikalen Welt ermöglichen. Ob am Felsen, in der Kletterhalle, bei Höhenarbeiten oder in der Baumpflege, EDELRID kann auf einen über 150-jährigen Erfahrungsschatz zurückblicken. Das Unternehmen mit Sitz im Allgäu produziert von der Kletterausrüstung für Berg- und Hallensport bis zur persönlichen Schutzausrüstung für den gewerblichen Bedarf, Produkte, die das Bewegen und Arbeiten in der Vertikalen sicher gestalten.

EDELRID hat den Anspruch, die eigenen Produkte bis ins letzte Detail zu verstehen und diese so immer weiter zu verbessern – von der Wahl der Materialien, über die Anwendung bis hin zu Haltbar- und Umweltverträglichkeit. Ein Ansatzpunkt ist dabei auch, die Prozesse in der eigenen Produktion am Standort in Isny modern und ressourcenschonend zu gestalten.

Das Recycling von Kunststoffen wie Polyamid ist im Allgemeinen ein etablierter Prozess. Recycling kann dabei sowohl mechanisch, chemisch als auch in Form von thermischer Verwertung stattfinden. Das energieschonendste Verfahren stellt dabei das mechanische Recycling dar. Die Verwendung eines
mechanisch recycelten Polyamids in Dynamikseilen ist jedoch eine große Herausforderung, da der Recyclingprozess zu einem minderwertigen Material führt, welches für sehr anspruchsvolle Anwendungen unbrauchbar ist. Bisher war es technisch nicht möglich, aus diesem Material Seile herzustellen, die den hohen Sicherheitsanforderungen nach EN 892 (für dynamische Bergseile) entsprechen. EDELRID setzte sich das Ziel, genau diese Herausforderung zu lösen.

Im Rahmen eines ZIM-geförderten Forschungsprojekts war es das Ziel, zusammen mit der RWTH Aachen und HOFFMANN + VOSS (Aufbereiter von Kunststoffen) einen Prozess zu entwickeln, der es ermöglicht, die in der Produktion anfallenden Seilabfälle als Rohmaterial wieder der Seilfertigung
zuzuführen. Dabei galt es, einen Recyclingprozess für das Material zu definieren, den Spinnprozess zu kontrollieren und im letzten Schritt das Upscaling anzugehen.

Nach sechs Jahren intensiver Forschung ist es EDELRID mithilfe der externen Partner schließlich gelungen, eine Methode zur Herstellung vollwertig zertifizierter Seile nach EN 892/UIAA aus Pre-Consumer-Seilabfällen zu entwickeln. Dadurch können in der Produktion anfallende Seilabfälle direkt wieder
dem Produktionskreislauf zurückgeführt werden.

Hierzu wird von externen Partnern in einem mehrstufigen Prozess das zu recycelnde Material zermahlen und zu Agglomerat verarbeitet. Durch Zugabe von Additiven, die das Polymer stabilisieren und UV-Schutz geben, wird das Compound hergestellt und als Granulat dem Schmelzspinnprozess zugeführt. Die Herausforderung besteht darin, spinnbares Material zu erhalten, aus dem hochfeste Multifilament-Garne produziert werden können. Viskosität und Reinheit
spielen dabei eine entscheidende Rolle und müssen ständig überwacht werden. Im Dezember 2018 wurde zum ersten Mal ein Seil geflochten, welches die Normprüfung nach EN 892 (Dynamische Bergseile) bestand.

Im Jahr 2020 konnte das Seil dann in die Serienfertigung gehen. Zur Sicherung der Prozessstabilität wird das Recyclinggarn mit Neumaterial gemischt. So werden die hohen Anforderungen an Festigkeit, Dehnung etc., welche am EDELRID-Standort in Isny standardmäßig überprüft werden, stets gewährleistet.

Durch die Rückführung der Produktionsabfälle in den Produktionskreislauf werden Seile mit 50 % Recyclinganteil hergestellt. Dies bedeutet, dass nur die Hälfte an neuwertigem Polyamid verwendet werden muss. Insgesamt wurden in den Jahren 2020 und 2021 6 t des NEO 3R Seils produziert, wodurch 3 t Primärrohstoff substituiert werden konnten. Unter Berücksichtigung der Aufwände des Recyclingprozesses wurden durch diese Maßnahme etwa 31 t CO2e vermieden.

Mehrere Karabiner
Bulletproof Karabiner und NEO 3R – Zwei innovative Ansätze für Ressourcenschonung in der Produktentwicklung (EDELRID GmbH & Co. KG)

Die hier vorgestellte Maßnahme ist für EDELRID ein Innovationsprojekt und hat nicht das Ziel, sich in kürzester Zeit zu amortisieren. Edelrid will vielmehr ein Zeichen setzen, dass mechanisches Recycling auch für technisch sehr anspruchsvolle Textilien möglich ist. Langfristiges Ziel dieser Idee ist es, Seile aus
Post-Consumer-Seilen herzustellen. Zuerst muss jedoch der aktuelle Prozess stabilisiert und für die breite Serienfertigung optimiert werden. Hieraus gewonnene Erfahrungswerte können dann im Folgenden in die Wiederverwertung gebrauchter Kletterseile einfließen.

Klettern liegt EDELRID in den Genen, ob am Felsen, in der Halle, in Schnee und Eis, in Bäumen oder an industriellen Strukturen. Seit über 150 Jahren glaubt EDELRID daran, dass es wichtig ist, Grenzen zu verschieben, neugierig zu bleiben und die Freude an der vertikalen Welt zu teilen. Darum entwickelt das
Unternehmen seine Produkte und Lösungen stetig weiter, von der Kletterausrüstung im Berg- und Hallensport, bis hin zur persönlichen Schutzausrüstung (PSA) für gewerbliche Anwendungen. Als im Allgäu verwurzelter Hersteller produziert EDELRID in der eigenen Seilerei sein komplettes Portfolio an Bergsportseilen, Statikseilen, Reepschnüren sowie Leinen für Gleitschirme und viele industrielle Anwendungen.

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  • Kleinserienfertigung
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  • Stoffkreislauf / Recycling
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