Case study
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SMART-TEX

Durchgängige Vernetzung der Maschinen und Anlagen, horizontale Integration mit ausgewählten Schlüsselkunden sowie Digitalisierung und Dezentralisierung von internen Informationsflüssen

Die SATEMA GmbH ist ein auf Veredelung und Konfektion von Textilien spezialisiertes Unternehmen. Das Unternehmen zeichnet sich vor allem durch einen hohen Individualisierungsgrad der Endprodukte aus. Dadurch kam es bisher zu einigen Problemen in der Unternehmenslogistik. Das Ziel war es, mithilfe einer Software die Verluste in der Wertschöpfungskette zu reduzieren und Kosten einzusparen.

Die SATEMA – Corporate Fashion GmbH ist ein auf Veredelung und Konfektion von Textilien spezialisiertes Unternehmen, welches sich im globalen Wettbewerb mit Textilbetrieben in Asien, Nordafrika und Osteuropa befindet. Neben der maschinellen Konfektion verfügt SATEMA über umfangreiche Technologiekompetenz im Bereich Stick, Druck und Konfektionierung. Der Maschinenpark besteht aus Stick-, Näh- und Druckzentren verschiedener technologischer Reifegrade. Wesentliche Differenzierungsmerkmale von SATEMA im internationalen Wettbewerb sind Reaktionsschnelligkeit bei gleichzeitig sehr hohem Individualisierungsgrad der Endprodukte.

Dieser Individualisierungsgrad und die vorherrschenden Marktrends stellen SATEMA vor besondere Herausforderungen an die Unternehmenslogistik. Die unzureichende Verknüpfung mit den Auftragseingängen hat hier ebenso zu Materialverlusten geführt wie vermeidbarer Ausschuss in der Produktion durch Fehler in der Prozessplanung. Es war somit ein bedeutendes Ziel, die vorhandenen Wertschöpfungsverluste zu vermeiden.

Zur Absicherung der Wettbewerbssituation sollen daher das Geschäftsmodell und die Geschäftsprozesse von SATEMA fortlaufend durch den Einsatz digitaler Technologien und Lean-Ansätzen weiterentwickelt werden. Dementsprechend sollen die wesentlichen Prinzipien der Industrie 4.0 ganzheitlich im Unternehmen verankert werden. Letztlich soll die kontinuierlich steigende Komplexität in den Kerngeschäftsprozessen über die durchgängige Vernetzung der Maschinen und Anlagen, die horizontale Integration mit ausgewählten Schlüsselkunden sowie die Digitalisierung und Dezentralisierung von internen Informationsflüssen abgefedert werden. 

Als technische Innovation sollte ein mobiles selbstlernendes Modul entwickelt werden. Dieses Softwaretool sollte als Plattform bzw. Intranet zwischen Enterprise-Resource-Planning (ERP)- und Produktionsplanungs- und Steuerungssystem (PPS) stehen. Darüber hinaus sollte das individuelle und hochspezialisierte Tool mit den aktuellsten Prozessdaten gespeist werden. Die Prozessdaten werden somit laufend aktualisiert und optimiert, wodurch ständig realistische betriebsinterne Informationen geliefert und entsprechende Analysen ermöglicht werden.

In einem ersten Schritt wurden bereits Auftragsdaten, CAD-Daten und Stickprogramme vollständig digitalisiert. Außerdem wurde die Vernetzung von Maschinen zur Auftragseinsteuerung umgesetzt. Um die weitere Vernetzung des Maschinenparks zu ermöglichen, kamen im nächsten Schritt zunächst klassische organisatorische Prozessoptimierungen zum Einsatz und es wurden diverse Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Ressourceneinsparung im textilen Produktionsprozess durchgeführt. Somit wurden im Hinblick auf die bevorstehende Einsatzplanung schlanke Prozesse eingeführt.

Die stark unterschiedlichen Maschinen und Anlagen mussten zur weiteren Vernetzung zunächst auf einen einheitlichen Vernetzungsgrad gehoben und bidirektional an die vorhandenen ERP- und PPS-Systeme angebunden werden. Dadurch wurde eine digital unterstützte Kapazitätsplanung, Auftragssteuerung und -rückverfolgung ermöglicht. Gleichzeitig wurden durch algorithmusbasierte Auftragssequenzierung und ein echtzeitfähiges Condition Monitoring der Maschinen und Anlagen Stillstandphasen, z. B. durch Garnwechsel oder Fadenriss von Stickzentren oder Aufwärm-/Abkühlzeiten von Druckmaschinen, reduziert. Darüber hinaus wurden wesentliche auftragsbezogene Informationen für manuelle Arbeitsschritte digital und intuitiv visualisiert, dezentral und direkt an den Fertigungsressourcen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereitgestellt und von diesen rückgemeldet.

Die Softwarelösung basiert auf strukturierten und durchgängigen Ablaufprozessen. Diese Neuorganisation reduziert die Fehler- und Ausschussquote erheblich, so dass nun jährlich die Entsorgung von Polo-Shirts, T-Shirts, Jacken, Caps und sonstige Textilien mit einem Gesamtgewicht von rund einer Tonne und die damit verbundenen Verpackungsabfälle vermieden werden können. Es wird allerdings nicht nur eine Menge an Material eingespart, sondern es wird auch ein hoher Grad an Wertschöpfung erhalten, da die Textilien bei ihrer Entsorgung auf der höchsten Stufe der Wertschöpfungskette angelangt sind.

Insgesamt dürfte das monetäre Einsparpotenzial der Maßnahmen einen sechsstelligen Eurobetrag pro Jahr betragen – eine beachtliche Summe für ein kleines Unternehmen. Dieses Einsparpotenzial berechnet sich aus den Posten Materialeinsparung, Fehlerminimierung und Effizienzsteigerung. Dabei resultiert die Effizienzsteigerung aus schlankeren Prozessen und mehr Leistungskapazität pro Mitarbeiter. Dementsprechend wurde die Mitarbeiterproduktivität signifikant erhöht und wird ständig weiter optimiert.

Schließlich hat jedes Textil, welches über die Ladentheke verkauft wird, einen langen Transportweg hinter sich. SATEMA arbeitet daran, diese Wege zu reduzieren und somit CO2-Emissionen zu vermeiden. Dies ist nicht zuletzt ein Wettbewerbsvorteil, da sich aufgrund der vorherrschenden Markttrends die Reaktionszeit der Textilbranche verkürzt hat und somit auch die Textilfertigung in der Nähe von den Endkunden wieder an Bedeutung gewonnen hat.

Mehrkopf-Stickautomaten nebeneinander
Mehrkopf-Stickautomaten (SATEMA – Corporate Fashion GmbH (Fotograf: Ralph Koch, Reutlingen))

Die deutsche Textilindustrie erlebt seit den 1970er Jahren einen stetigen Rückgang. Im Vergleich mit der Automobilindustrie wird in dieser Branche wenig in Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung investiert. SATEMA versteht sich als Querdenker und will sich die optimierten Prozessketten der Automobilindustrie zum Vorbild nehmen.

Die Softwarelösung von SATEMA und die Prozessoptimierungen sind Innovationen in der Textilbranche und könnten beispielhaft für KMUs im Textilbereich werden. SATEMA beweist, dass textile Fachbetriebe in Deutschland gute Chancen haben, stabil zu arbeiten, zu wirtschaften und auch ein gesundes Wachstum zu erzielen.

Die SATEMA – Corporate Fashion GmbH setzt bereits seit Jahren auf digitale Kompetenzen und Methoden. Sie verfügt über ein gut ausgebildetes Team nebst einem modernen technischen Maschinenpark sowie einem flexiblen und erweiterungsfähigen ERP-System. SATEMA sucht und nimmt Neuerungen aus der digitalen Szene auf und implementiert diese in die eigene Textilfertigung. Im Hinblick auf den bevorstehenden Wandel zum digitalen Zeitalter hat SATEMA gute Chancen, in der nicht ganz zeitgemäßen Branche eine gewisse Vorreiterrolle einzunehmen und dadurch zum Vorbild in der Branche und für Unternehmen dieser Größenklasse zu werden.

Die von SATEMA eingesetzten Methoden sind innovativ und interdisziplinär. Weiterhin bedient sich SATEMA moderner Strategien, um Innovationen, auch branchenübergreifend, voranzutreiben. So werden beispielsweise immer wieder Kleingruppen aus dem Mitarbeiterteam mit diesen Themen in Klausur geschickt, um kreatives Brainstorming anzustoßen bzw. anzuregen. Dies stärkt den Teamgedanken und aktiviert betriebliche Innovationsprozesse und Ideen.

Tags
Fertigungsstruktur:
  • Kleinserienfertigung
Wertschöpfungsaktivität:
  • Produktionsplanung / -steuerung
  • ,
  • Produktionslogistik
Ansatzpunkt / Strategie:
  • Prozessoptimierung
  • ,
  • Stoffkreislauf / Recycling
  • ,
  • Green Supply Chain Management
  • ,
  • Lean Management
  • ,
  • Industrie 4.0 / Digitalisierung
Einsparbereich:
  • Energie
  • ,
  • Material
  • ,
  • Textilprodukte
  • ,
  • Abgas
Amortisationsdauer:
  • taktisch (1 bis 5 Jahre)