News

Gipfelstürmer Awards 2019 verliehen

KEFFIZIENZGIPFEL 2019 – Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller ehrte beispielhafte Umsetzungen von Energieeffizienzmaßnahmen in gewerblichen Betrieben des Landes.

Leinfelden-Echterdingen. Bis zu 30 Prozent des gesamten Energieverbrauchs können in Unternehmen bereits durch gängige Energieeffizienz-Maßnahmen einspart werden – wenn die Effizienzpotenziale erkannt werden. Die Finalisten des KEFF Gipfelstürmer-Awards 2019 zeigen vorbildlich, wie enorm die Spannbreite dieser Energieeffizienzpotenziale ist.

In Leinfelden-Echterdingen wurden am Mittwoch, den 23. Oktober 2019 im Rahmen des achten Ressourceneffizienz- und Kreislaufwirtschaftskongresses Baden-Württemberg (KONGRESS BW) zum zweiten Mal vorbildliche Umsetzungen betrieblicher Energieeffizienzmaßen ausgezeichnet, die durch das Projekt „Netzwerk Regionale Kompetenzstellen Energieeffizienz – KEFF“ angestoßen wurden. Unternehmen, die nach einem neutralen, für sie kostenfreien KEFF-Check vor Ort, Maßnahmen umgesetzt hatten bis Juli hatten Zeit, sich mit der Beschreibung ihres Fallbeispiels zu bewerben. Aus den Einreichungen wählte eine Fachjury zehn Finalisten aus. Erst auf dem Kongress erfuhren die Finalisten, wem die mit 10.000, 5.000 und 3.000 Euro dotieren Hauptpreise zugedacht wurden.

Umweltminister Franz Untersteller würdigte in einer Laudatio alle Bewerber für ihr Engagement, insbesondere die zehn Finalisten, die eine unabhängige Fachjury überzeugt hatten. Der Sieger erhielt neben dem Geldpreis die KEFF-Gipfelstürmer Wandertrophäe, die nach dem Sieg im vergangenen Jahr bei der Profilmetall GmbH in Hirrlingen stand.

DIE PREISTRÄGER 1. Preis Dorfbäckerei Tiefenbach, St. Johann-Würtingen („Gipfelstürmer des Jahres 2019“, 10.000 Euro Preisgeld)

Unmittelbar nach der Übernahme der Bäckerei im Jahr 2010 begann Philipp Tiefenbach mit der Modernisierung und energetischen Optimierung des Betriebs. Was mit dem Aufbau einer Photovoltaikanlage zur Eigenstromerzeugung und der Umstellung von Ölbefeuerung auf Elektro-Ladenbackofen und Holzheizkessel plus Pufferspeicher begann, setzte sich nach dem ersten KEFF-Check in 2016 und dem Folgebesuch in 2018 eindrucksvoll fort.

Heute liefert ein Blockheizkraftwerk mit zwei Modulen und einem Pufferspeicher zusätzlich Strom für den Eigenbedarf sowie Wärme zur Heizung des Betriebs und des benachbarten Seniorenheims. Um auch im Winter die Spitzenlast abzudecken, ergänzt ein Pelletheizkessel den Betrieb. Die stromintensiven Pumpen für den Thermoöl-Kreislauf wurden durch FU-Regler nachgerüstet, was zur Senkung des Energieverbrauchs um 50 Prozent führte. Aus der Backofenfeuerung wird heute mittels eines Schwadenkondensators ein Teil der Abwärme in den Heißwasserkreislauf eingespeist. Mit dem Heißwasserkreislauf wiederum wird nicht nur der Bedarf an Warmwasser des eigenen Betriebs, sondern auch des Seniorenheims abgedeckt.

Die Umstellung der Dampfbefeuchtung des Garraums von einem strombeheizten Dampferzeuger auf eine Ultraschall-Vernebelung brachte eine Ersparnis von 94 Prozent der Stromenergie in diesem Prozessschritt. Aktuell werden die bereits verbauten Wärmetauscher der Kühlanlage in den Heißwasserkreislauf eingebunden. Dadurch kann in Zukunft auch der Strom für die Ventilatoren am Gaskühler eingespart werden.

Dies sind nur die wichtigsten einer ganzen Serie von Effizienzmaßnahmen. Das hat seinen Preis. Insgesamt investierte Philipp Tiefenbach weit über 200.000 Euro. Somit war Tiefenbach in der Lage, den Stromverbrauch deutlich von der Expansion des Produktionsvolumens zu entkoppeln.

Geschätztes Ergebnis: 21 Tonnen pro Jahr CO2-Einsparung (entspricht etwa 113.000 Kilometer CO2-Emission eines Mittelklasse Pkw); Energieeinsparung: 60.000 Kilowattstunden pro Jahr.

2. Preis Jebens GmbH, Korntal Münchingen (5.000 Euro Preisgeld)

Die Fima Jebens hat sich in den letzten Jahren vom klassischen Stahlhändler zu einem der führenden Spezialisten für hochwertige Brennteile und geschweißte Komponenten entwickelt. Schon in den letzten Jahren hat der Stahlverarbeiter durch eine Vielzahl von Maßnahmen seine Energiebilanz optimiert und den Carbon Footprint des Unternehmens spürbar reduziert. Jebens erhielt im Jahr 2012 die Zertifizierung nach dem Energiemanagementsystem ISO 50001. Mit einem Energiemix von 61 Prozent Propangas, 24 Prozent Erdgas und 15 Prozent Strom sind Effizienzmaßnahmen bereits eine echte Herausforderung.

Durch den KEFF-Check ließen sich trotzdem weitere Einsparpotenziale sichten und Handlungsoptionen daraus ableiten. So wurde im Unternehmen die Lüftungsanlage so modernisiert, dass eine Wärmerückgewinnung möglich ist, der Kompressordruck wurde gesenkt und eine Nachtabschaltung für die Maschinen initiiert.

Insgesamt hat das Unternehmen alle Potenziale des KEFF-Checks aufgegriffen und plant bereits weitere Maßnahmen.

Geschätztes Ergebnis: 20 Tonnen pro Jahr CO2-Einsparung (entspricht etwa 108.500 Kilometer CO2-Emission eines Mittelklasse Pkw); Energieeinsparung: 65.000 Kilowattstunden pro Jahr.

3. Preis Gasthaus BAD, Furtwangen (3.000 Euro Preisgeld)

Das Gasthaus BAD wird in dritter Generation von Mike Schlageter und seiner Frau Gertrud geführt. Mit einer Größe, die Veranstaltungen mit bis zu 180 Sitzplätzen beherbergen kann, ist das Haus ein beliebter Treffpunkt für Vereine und große Gesellschaften.

Mike Schlageter ist in vielerlei Hinsicht engagiert, was die Optimierung von Geräten und Abläufen in seiner Küche betrifft. Schon seit über 20 Jahren wird die Abwärme der Restaurant-Kühlhäuser für die Erhitzung des Brauchwassers im gesamten Gebäude, inklusive fünf Wohnungen, verwendet.

Nach dem KEFF-Check wurde das Haus 2018/2019 komplett energetisch saniert und entspricht nun dem Standard KfW-Effizienzhaus 70. Außerdem wurde die komplette Außenbeleuchtung auf LED umgestellt. Diese Maßnahmen mit einer Investitionssumme von 300.000 Euro senken natürlich unmittelbar und langfristig den Energieverbrauch. Vor der Sanierung lag der Energieverbrauch bei über 120.000 Kilowattstunden. Die Zahlen des ersten vollen Wirtschaftsjahres nach Sanierung sollten deutlich darunter liegen.

Besonders beeindruckt hat die Jury jedoch noch ein ganz anderer – und nicht zu unterschätzender Aspekt. Mike Schlageter ist ein landestypischer Vertreter, gesegnet mit unerschöpflichem Erfinderreichtum und bemerkenswerter Eigeninitiative. Vor allem durch hoch individuelle Dämmungen und ein Tüftlerkonzert von Zeitschaltuhren hat er einen Großteil seiner Küchengeräte energetisch optimiert. Bei geringem finanziellen Aufwand ließen sich so zusätzlich teils erhebliche Einsparungen erzielen.

Geschätztes Ergebnis: 11,2 Tonnen pro Jahr CO2-Einsparung (entspricht etwa 60.840 Kilometer CO2-Emission eines Mittelklasse Pkw); Energieeinsparung: 34.650 Kilowattstunden pro Jahr.

ALLE FINALISTEN 2019

Dorfbäckerei Tiefenbach, St. Johann-Würtingen Jebens GmbH, Korntal Münchingen# Gasthaus BAD, Furtwangen DILAS Diodenlaser GmbH, Standort Freiburg ERBO GmbH, Magstadt Eugen Hackenschuh e. K., Backnang Kautter Kleidung Männermode, Weilheim/Teck Maier Werkzeugmaschinen GmbH & Co. KG, Wehingen Schönfeld GmbH, Stuttgart Schweitzer GmbH & Co., Ludwigsburg

 

Autor:Anja Schröder
Quelle:UTBW